Montag, 22. Juni 2009

Hyderabad

Am letzten Wochenende lud uns unser Nachbar Gautum in seine Heimatstadt Hyderabad ein. Schon lange suchte ich nach einer Gelegenheit dorthin zu fahren, da hier Hindus und Moslems zusammenleben und der Stadt somit ein ganz eigenes Gesicht verleihen. Hyderabad liegt im Bundesstaat Andhra Pradesh und besteht eigentlich aus den Städten Secundarabad und Hyderabad. Beide Städte sind über die Jahre zusammengewachsen aber beide Namen irgendwie nicht aus den Köpfen der Bewohner zu bekommen.


Zum ersten Mal in Indien absolvierte ich eine Reise mit dem Zug. Auf der Hinfahrt mussten wir zunächst eine Liege zu dritt teilen bevor uns nach einem Stopp um 3 Uhr jedem seine eigene Liege zugewiesen wurde. Die Rückfahrt verbrachte ich mit einem meiner Mitbewohner auf einer Liege und irgendwie war möglich, dass wir beide liegend ein paar Stunden schlaf fanden. Meine restlichen Erfahrungen würde den Rahmen hier ein wenig sprengen, daher folgt dazu ein eigener Artikel.

In Hyderabad angekommen stiegen wir in eine Rikscha und fuhren durch eine Wand aus 40°C und enormer Luftverschmutzung. Wir trafen Gautum in einem nahegelegenen Imbiss und gönnten uns ein Frühstück. Gestärkt und in kurzen Hosen ging es dann quer durch die Stadt zum Charminar.

Der 56m hohe und 30m breite Charminar ist Hyderabads berühmtestes Wahrzeichen“ (Lonely Planet)

Das Tor wurde 1591 erbaut und zeigt mit seinen vier Torbögen in alle Himmelsrichtungen. Die obere Plattform ist für Touristen zugänglich und bietet einen beeindruckenden Blick auf die umliegenden Basare und das Verkehrschaos. Die Bilder vom Verkehr wecken den Eindruck, dass Fußgänger Rikschas und Auto einem gewissen Verkehrfluss folgen. Dem ist nicht so! Alle bewegen sich in unterschiedliche Richtungen, jeder hupt, drängelt oder versucht sich doch noch in die Lücke zu quetschen. Alle Seitenspiegel – egal ob vom Mofa oder vom Auto – sind wegen der hohen Verkehrsdichte und des knappen Verkehrsraums nach innen geklappt.

Nach der Besichtigung sind wir mit einem öffentlichen Bus eine dreiviertel Stunde durch die Stadt gefahren. Vorbei an vielen Moscheen, Hindutempeln, Regierungsgebäuden in prächtigen Gärten und komplett zerfallenen Wohnhäusern ging es durch die Stadt. Wie in Pune findet das Leben auf der Straße statt. Häufig sahen wir eine größere Gruppe von Männern um ein kaputtes Vehikel stehen und jeder wollte mit seinen Ratschlägen helfen. Fleischer hängen ihre Waren direkt vor den Laden, damit sich jeder Kunde von der guten Qualität der Ware selbst überzeugen kann. Frauen in schwarzen Gewändern feilschen mit den Händlern um die Preise für Geschirr, Gemüse und vieles mehr. An jeder Kreuzung warten Kinder auf eine rote Ampel, um für ein kleines Trinkgeld Motorhauben und Frontscheiben zu polieren. Die Kleineren spielen unterdessen zwischen den Autos Fange. Frauen mit Babies auf dem Arm gehen von Fenster zu Fenster und bitten um eine Spende.


Am Abend sind wir von Gautums Cousine in einen Club zu ihrer Geburtstagsfeier eingeladen worden. Im 7. Stock hatten wir einen wunderbaren Blick auf Hyderabad und genossen unsere Cocktails. Leider enden auch in Hyderabad die Nächte sehr früh und gegen 23:30 wurden wir gebeten zu gehen. Auf dem Nachhauseweg hielten wir noch bei einem Restaurant und gönnten uns ein Biryani. Das ist Reis mit Fleisch oder Gemüse
gekocht und anschließend reichlich gewürzt. Erinnert ein bisschen an Hühnerfrikassee.

Nachdem ich die Nacht auf der Terasse von Gautums Elternhaus verbracht habe, genossen wir ein reichliches Frühstück und ließen uns ins Golconda Fort fahren. Das Fort wurde im 16 Jhd. erbaut und schützte das Königreich Golconda vor den Mogularmee aus Dehli. 8 Monate konnte das Fort verteidigt werden und anschließend nur durch Verrat eingenommen werden. Das Fort ist auf einem 120 m hohen Granitfelsen gebaut und bittet einen wunderbaren Blick auf den südwesten Hyderadbads. Ein Gewitter drohte unseren Besuch schnell zu beenden, aber kurz nach dem es angefangen hat zu tröpfeln, änderte es die Richtung und wir konnten langsam zurück zum Auto laufen.


Wir besorgten uns anschließend im moslemischen Viertel noch Haleen. Dieses Gericht wird eigentlich während des Ramadan gemeinsam von den Männern zubereitet und bei Anbruch der Dunkelheit gegessen. Es besteht aus Fleisch und Weizen und wird in einem großem Tongefäß gestampft. Obwohl ich der Initiator zum Haleenessen war, hat es mir am wenigsten geschmeckt. Die Konsistenz war mir zu schleimig und die ganze Masse viel zu ölig. Satt wurde ich trotzdem.

Die Bilder findet ihr hier ...