Samstag, 12. September 2009

Varanasi

Nach Khajuraho bin ich mit dem Uebernachtzug von Mahoba in die fuer Hindus heiligste Stadt Varanasi gefahren. Zwei Belgier haben mich vorgewarnt, dass sie sehr dreckig sein wuerde. Angekommen im Bahnhof, hat mich der typische Trubel auf Indiens Bahnsteigen empfangen und nach einem Anruf im Hotel, war der Taxi Fahrer nach 10 min zu Stelle. Wir fuhren im stroemenden Regen zur Altstadt und besonders dreckig kam mir bis dahin die Stadt nicht vor.

Da die Altstadt nicht befahren werden darf (eigentlich), sind wir die letzten 300m gelaufen und da offenbarte sich mir der Dreck den die Belgier meinten. Die Gassen in der Altstadt sind ungefaehr ca. 1m breit und man muss sie sich mit anderen Backpackern, Motorrad- und Mofafahrern, Haendlerkarren, lautstarkem Trauerzug inkl. Leichnam und Kuehen teilen. Alles was der Mensch, die Kuh und die Umwelt hergibt, landet auf diesen schmalen Strassen. Die Anordnung ist total verwirrend und verlaufen vorprogrammiert.

Nach einem kurzen Marsch ueber Muell, Schlamm, Kuhsch***** und benutzten Rasierklingen waren wir im Hotel und ich ueberzeugt, dass hier nur festes Schuhwerk getragen werden sollte. Der anhaltenden Regen hat mich zunaechst an die Dachterrasse gebunden, auf der ich den wunderbaren Ausblick ueber den gelbbraunen Ganges und bestimmt 5 Tassen Chai genossen habe. Schnell bin ich mit jemanden ins Gespraech gekommen und als am Spaetnachmittag der Regen nachliess, sind wir zu Ghats (Treppen zum Fluss) am Ganges. Die Hindus nutzen die Ghats, um sich im Ganges sich zu waschen, zu beten oder ihren Leichnam zu verbrennen und dem Fluss zu uebergeben. An den sog. "Burning" Ghats duerfte nicht fotografiert werden, da die Hindus glauben, dass sonst die Seele auf dem Film und nicht im Fluss landet und somit die Wiedergeburt nicht moeglich ist.

Am zweiten Tag sind wir ueber die gesamten Ghats gelaufen und haben dem kunterbunten Treiben zu gesehen. Jeder Hindu versucht einmal im Leben im Ganges zu baden und so landet in den Ghats, was die indische Gesellschaft hergibt. Von arm bis reich, von gross bis klein, von dick bis duenn, war alles dabei. Waehrend sich die Herren bis auf die Unterhose entkleideten, habe ich Frauen nur am Morgen in ihrem Sari baden gesehen. Den Mittag habe ich im vielumworbenen Aishish Cafe verbracht und aus der einen Stunde wurden ganz schnell drei. Chai trinken, das Essen geniessen und ueber "Gott und die Welt" reden, raubten uns jede Motivation weiter durch die Hitze zu laufen. Nach einigen Tempeln (die Nichthindus betreten duerfen) sind wir zuruek zu den Ghats um der ganga-aarti Zeremonie (Tanz, Feuer, Gebet) bezuwohnen. Leider nehmen die vielen aufdringlichen Haendler der Zeremonie und den Ghats die ganze Atmospheare. Selbst betende Hindus wurden von ihnen belaestigt und reagierten erstaunlich veraergert.

Ein weiteres Muss fuer jeden Varanasi-Besucher sind die Bootstouren am Morgen und aus diesem Grund sind wir um 5:30 am dritten Tag zu den Ghats. Die Sonne war leider schon da und viele graue Wolken haben dem fruehen Morgen jede Mystik und Spiritualitaet genommen. Nach einem Nickerchen bin ich nochmal in die Gassen um ein paar Geschenke fuer die Lieben zu Hause zu kaufen und die vielen Laeden machen es einem nicht leicht.

Am Abend ging es mit dem Zug weiter nach Dehli. Zunaechst begrusste uns im Zug ein Polizist, der uns ueber die Sicherheitslage im Zug aufklaerte. Keine Angst, es ging nicht um Terrorismus, sondern um Taschendiebstahl, etc. Mit dieser Angst im Ruecken ging es in die Nacht, in der ich bestimmt nur 2h ein Auge zubekommen habe.