Kerala
Hier kurz ein paar Informationen zu Kerala. Der Bundesstaat liegt an der Südspitze von Indien direkt neben Tamil Nadu und südlich von Karnataka und hat mit 865 Einwohner/qkm die höchste Einwohnerdichte Indiens. Die Hautstadt ist Thiruvananthapuram (wer das probiert auszusprechen ist selber schuld) und gesprochen wird das dravidische Malayalam sowie ein wenig Tamil.
Es ist der einzige indische Bundesstaat der sozialistisch geführt wird und - ohne es politische verbinden zu wollen - die niedrigste Analphabetenrate vorweisen kann. Viele Männer laufen hier im so genannten Lunghdi rum. Das ist ein Tuch welches um die Hüfte gebunden wird und je nach Bewegungsart lang oder kurz getragen wird.
Reise, Reise
Die An- und Abreise organisierten wir mit dem Zug und so ging es in nur 30h jeweils nach Kerala und wieder zurück. Eine Freundin bemerkte folgerichtig, dass sie weniger Zeit von Denver nach Pune gebraucht habe, als mit dem indischen Zug nach Kerala. Die Zeit im Zug verbrachten wir mit lesen, schlafen oder wir standen mit Chai (indischer Tee mit Milch und ganz viel Zucker) an der Tür und haben die malerische Kokanküste an uns vorbei ziehen lassen. In Kerala nutzten wir die öffentlichen Busse um uns zwischen Allepy, Kumily und Cochi fortzubewegen.
Dschungel
Der Dschungel empfing uns mit typisch deutschen Sommerwetter und erinnerte mich mit seinen Bergen an den Harz. Nachdem wir uns von den Strapazen der Anreise erholt hatten (lange Schlafen und kräftiges Frühstück) ging es auf die Elefanten und ab in den Dschungel. Ich muss zugeben, bequemer kann man einfach nicht reisen und in Berlin wäre ich sicherlich schneller auf Arbeit als mit der S-Bahn.
Am nächsten Tag wollten wir eigentlich für 3h Stunden in den Dschungel aber die Tour mussten wir wegen Blutegel an den Beinen nach 30 Minuten abbrechen. Es war wunderbar zu beobachten, wie die Mädels zu erst hinter uns hertrotteten und anschließend blitzschnell aus dem Dschungel rannten. Den Biss eines Blutegels merkt man nicht, weil er mit Gift die Stelle betäubt und es erst spät anfängt zu jucken. Dank Blutgerinnungshemmer hört die Wunde auch nicht auf zu bluten und selbst nach 8h brauchten wir immer noch Pflaster.
Allepy und Hausboot
Die Fahrt nach Allepy führte durch den bergigen Gewürzgarten von Kerala und glich einer Achterbahnfahrt. Landschaftlich sehr schön, aber mein Puls lag durchgehend bei 140, daher war die Ruhe und Wärme in Allepy und den Backwaters sehr willkommen.
Die erste Nacht haben wir in einem wunderbaren luftigen und sauberen Landhaus verbracht, mit einer großen Terrasse, einem leeren Pool und vielen fotoscheuen Gänsen im Garten.
Schnell wurde uns beim Frühstück ein Hausboot angeboten. Nachdem wir uns das Boot angekuckt haben und den Preis noch ein wenig drücken konnten, gaben wir den Zuschlag und fuhren zum Boot.
Die Gewässer rund um den Hafen zu den Backwaters waren super dreckig und am Ufer standen bis zu 3 Boote nebeneinander. Im Sommer gibt es regelmäßig ein Chaos auf dem Wasser, wenn um die Mittagszeit alle Hausboot den Hafen rund um Allepy verlassen wollen.
Nachdem wir den Hafen verlassen haben, wurde es endlich ruhiger und die Hitze war durch den Wind nicht mehr so drückend. Der Koch brachte uns gleich frisch Gebratenen Fisch, Paratha, Gemüse, Reis und Saucen, die wir hungrig aber genüsslich verschlangen. Den restlichen Tag lagen wir am Buck und haben das Leben in den Backwaters an uns vorbei ziehen lassen. Alles spielt sich hier auf und am Wasser ab. Die Kinder werden morgens mit dem Boot zur Schule gebracht, Fußgänger-Überwege sind kleine Brücken und leider landet jeder Hausmüll eben auch im Wasser.
Nach einer ruhigen aber schwülen Nacht waren wir um 11 Uhr wieder am Hafen und sind weiter nach Cochi gefahren.
Fort Cochi
Cochi ist eine ehemalige holländische Hafenstadt und besteht aus drei Halbinseln. Leider ließen wir uns auf der lautesten und schmutzigsten Insel Ernakulem nieder. Hier konnten wir den halben Tag nur wenig genießen und gewährten uns am Abend einen Einblick
in die Kunst des Kathakali Tanzes. Dieser Tanz verbindet Tanz, Theater und aufwändige Kostüme. Die Darsteller sind ausschließlich Männer und die Darstellung benötigt ein hohes Maß an Konzentration und ist daher sehr schwer zu erlernen. Die Vorstellung begann mit dem Schminken des Schauspieler und anschließend folgten zwei Tänze. Alles wurde durch einen Erzähler erläutert und erklärt.
Am nächsten Tag ging es in aller Frühe ins ruhige und relaxte Cochi. Am Hafen sahen wir den Fischern zu, wie sie ihre chinesischen Netze ins Wasser lassen und beim nächsten Einholen auf einen guten Fang hofften. Anschließend shoppten wir über die Insel und fragten uns an jeder Ecke, warum wir uns nicht hier ein Hotel genommen haben. Wir verbrachten den ganzen Tag auf dem Markt, in Cafes oder in den Kirchen. Nach einem langen Abendessen direkt am Meer nahmen wir erst die letzte Fähre zurück in unser Hotel.
Fazit
Obwohl die An- und Abreise die reinste Strapaze war, will ich diese Woche in meinen Indienerinnerung nicht missen. Ich schmecke immer noch den Chai an der Zugtür, rieche den Elefanten in Kumily, sehe die tausend Sterne am Himmel über Backwaters oder fühle den Curry aus Cochi auf meiner Zunge brennen.
Ich glaube die Bilder sprechen für sich.