Als wir uns für den Ausflug einen Tag freinehmen wollten, guckten uns alles Extentians komisch an, als sie hörten wo uns unser Ausflug hinführt. Jeder kannte diesen Ort und die Gegend, aber keiner wusste um seine Schönheit oder Attraktivität, wie sie in so vielen Reiseführer angepriesen und uns von vielen Backpackern und ehemaligen Praktikanten empfohlen wurde.
Hampi liegt in Karanataka im Süden Indiens. In diesem Bundesstaat wohnen ca. 60 Mio Menschen und gesprochen wird das dravidische Kannada und teilweise Urdu. Die Sprachen unterscheiden sich komplett von den im Norden gesprochenen indoarischen Sprachen (gleicher Ursprung wie die romanischen Sprachen). Jedes Wort beginnt mit einem Konsonanten und wird häufig mit einer langen Konsonantensilbe beendet. Es lassen sich schwer einzelne Worte in Sätzen erkennen und die Sprache klingt wie ein Lied und nicht so hart wie das Marathi oder Hindi. Bei einem Busstopp konnte ich stolz festellen, wer Marathi und wer Kannada spricht. *PROTZ*
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In Hampi selbst wohnen ca. 10.000 Menschen und inzwischen ist der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle der Bewohner. So wurde in den letzten Jahren viele Hütten - die sich um den Hampi Bazar sammeln - zu Restaurants, Läden oder Guesthouses umgebaut und der Ort hat viel vom Charme eines idyllischen und verschlafenen Dorfes verloren. Leider haben sich auch einige wenige Rikschafahrer auf die naiven Touristen eingestellt und versuchen mit allen Tricks und Raffinessen an deren Geld zu kommen. Ein verschärftes Misstrauen ist also angebracht.
Aber, bekannt ist Hampi nicht nur für seine vielen Guesthouses und lumpigen Rikschawfahrer, sondern auch für seine Vielzahl an Tempeln und alten Ruinen aus dem 15 Jahrhundert. Dazu liegt der Ort in einer Landschaft aus riesigen Granitfelsen und Bananenplantagen direkt an einem kleinen Fluss und verleiht der Umgebung somit ein ganz besonderes Flair. Wie mein Lonely Planet schon schreibt, scheinen die Uhren in diesem Ort stehen geblieben zu sein und die Bewohner begegnen den Travellern mit einer ganz besonderen Ruhe.
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Die Tempel erkundeten wir zunächst zu Fuß und bei >40°C ohne ausreichend Wasser wurde es zu einem Martyrium. Nach 30 Minuten hatten wir unsere Wasserfalschen ausgetrunken und die nächsten Stunden mussten wir wasserlos und sonnengeblendet über die Steinlandschaft klettern. Nicht nur die Hitze der Sonne sondern auch die kochend heißen Felsen verwandelten den Ether in einen Ofen und machte eine Flucht vor der Wärme - selbst im Schatten der Felsen - unmöglich. Durchgeschwitzt und benommen teilten wir uns an der nächsten Raststätte unser Wasser und zwei Kokosnüsse mit drei diebische Affen, die sich bei jeden jedem Gast eingeladen fühlten.
Um am nächsten Tag der Hitze ein wenig zu entfliehen, liehen wir uns Mofas aus und fuhren bei erfrischendem Fahrtwind durch die Tempelanlagen und die riesigen Bananenplantagen der Umgebung, Die Inder nutzen die Tempel nicht nur als Religiöse Begegnungsstätte mit ihrem Gott oder Göttern, sondern verbringen hier Zeit mit ihrer Familie und picknicken oder planschen im nahegelegenen Fluss.
Hampi wurde 1336 gegründet und war ab 1343 Hauptstadt des hinduistischen Königreichs Vijayanagar. Zu seiner Blütezeit hatte der Ort mehr als 200.000 Einwohner und Händler aus aller Welt zog es auf den Markt mit seinen wertvollen Steinen. 1564 eroberte ein Bündnis der Dekkan Sultanate die Stadt und läutete somit das Ende der Vijayanagarer ein. 1986 wurden 58 der 550 Tempel zum Weltkulturerbe der UNESCO erklärt.
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In den zahlreichen Restaurants lud nicht nur die klassische indische Küche zum essen ein, sondern auch ein entspanntes Ambiente zum ausruhen und relaxen. Die Mittagshitze lässt sich bei einem Nutella Chapathi und einem Frucht Lassi viel leichter ertragen und ermöglichte uns unsere Erfahrungen mit den wenigen Backpackern auszutauschen.
Kurz bevor es zurück nach Pune ging, wagten wir in der Mondlandschaft den Sprung zwischen die Felsen ins Wasser. Die lauwarme Suppe erfrischte uns nur wenig aber wer kann schon behaupten auf dem Mond gebadet zu haben und sich von Fischen kitzeln zu lassen.
Die Bilder findet ihr hier ...